Am 20.06.2023 besuchte die Klasse 8bM der Schwabacher Karl-Dehm-Mittelschule mit ihrer Klassleiterin Irvie Kellmann, der Jugendsozialarbeiterin Regina Bierbaum und der GPG-Lehrerin Irene Harrer das Dokuzentrum in Nürnberg, das derzeit umfassend renoviert und neu gestaltet wird. Die Klasse erkundete zunächst die Interimsausstellung und wurde von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Astrid Betz anhand von repräsentativen Objekten durch die Jahrzehnte von 1918 – 2020 geführt. Im Zentrum stand die NS-Zeit und das Reichsparteitagsgelände, die dort stattfindenden Reichsparteitage und Zwangsarbeit sowie das Notgeld der Nachkriegszeit, aber auch die Nutzung nach dem Krieg durch die Amerikaner als Sportfeld und heute als Gelände für „Rock im Park“, was thematisch durch riesige Karten, Filmausschnitte, übriggebliebene Scheine und eine originale Footballausrüstung der damaligen Zeit anschaulich gemacht wurde. Im Vergleich zu den Räumen des früheren Dokumentationszentrums befinden sich in dieser Halle ausgewählte Stücke, Bilder, große Plakate und Kurzvideos, die nur einen ungefähren Einblick in diese Zeit geben können.

Im Anschluss übergab Frau Regina Bierbaum im Archiv des Zentrums eine Vorlegeschale aus Keramik als Geschenk an die Museologin Frau Daniela Harbeck-Barthel. Diese Keramikschale, hergestellt von der Firma Felda in der Rhön 1941 für die Fliegerstaffel, diente der Familie Bierbaum früher als Ablage und hat das Hakenkreuz sowie das Abzeichen der Fliegerstaffel auf der Rückseite abgedruckt. Sie geht nun in die neu generierte Sammlung von Alltagsgegenständen des Dokuzentrums ein und wird wahrscheinlich 2025 bei der Neueröffnung zu sehen sein. Welche Bedeutung solch ein Alltagsgegenstand auch noch für heutige Menschen hat und wie er grundsätzlich ins Museum kommt, fanden die Schülerinnen und Schüler anhand vieler Fragen in Gruppenarbeiten heraus und auch, wie Museumsstücke überhaupt katalogisiert und gelagert werden. Sie erhielten auch Auskunft über die rechtliche Seite, falls Geschenktes von Nachkommen wieder zurückgefordert wird. Geschenkt oder Leihgabe – beides gibt es und ist bei der Museumsleitung mehr als willkommen. Bis in die kleinsten Alltagsdetaills war das nationalsozialistische Gedankengut also präsent – man konnte ihm kaum entfliehen.

Die Begehung des Außengeländes übernahm Frau Dr. Jennifer Oevermann vom Verein Geschichte für alle. Zunächst besichtigten wir die Kongresshalle von innen und alle waren erstaunt, dass das Gebäude fast doppelt so hoch gebaut werden sollte und außerdem an das römische Kolosseum erinnert. Die riesigen Ausmaße des Geländes wurden allen bewusst, als wir am Dutzendteich entlang die sich spiegelnde Fassade im See wahrnahmen, schließlich das Zeppelinfeld bestiegen und von oben das Gelände übersehen konnten. Bilder von Aufmärschen und den Arbeitsdiensteinsätzen der Hitlerjugend und dem Bund deutscher Mädel ließen die vergangene Zeit am Originalort des Geschehens deutlich werden. „Denkt darüber nach, ob das, was euch erzählt wird, richtig ist oder ob es nur dazu dient, Macht und Einfluss über euch zu gewinnen!“ Mit diesen Worten endete dieser überaus vielseitige und interessante Vormittag, der das bereits im Unterricht behandelte Thema der NS-Diktatur greif- und erlebbar machte – gegen das Vergessen und für die Freiheit aller.

(Text und Bild: I. Kellmann)