Der Kölner Autor Manfred Theissen stellte am Dienstag, 05.11.2024 in zwei unterschiedlichen Lesungen seine neuesten Bücher vor: „Rot und Blau“ sowie „Der Chip“.
Zunächst begrüßte unsere Schülerin Andrea Carrano den Autor und bedankte sich bei der Mitarbeiterin der Stadtbücherei für die erneute kostenlose Einladung zur Schullesung. Ihr Mitschüler Hamzah Morad, auch aus der Klasse 10aM, informierte die Zuhörer über das bewegte Leben des Autors.
Die beiden 10. M-Klassen nahmen mit ihren Lehrerinnen Frau Rehwald-Brunner und Frau Kellmann an der Lesung zum Zukunftsroman „Der Chip“ teil. Es handelt sich bei diesem Werk um ein „Near-by-future“-Buch, das im Jahr 2032 am Galileo-Internat spielt. Schülerinnen und Schüler sind zur Selbstoptimierung angehalten. Alle ihre Beschäftigungen werden aufgezeichnet, ihre Körperdaten mit Hilfe eines Stirnbandes erfasst. Ein injizierter „Chip“ soll das Ganze noch vereinfachen. Man kommuniziert mit seinen Gedanken.
Manfred Theisen liest aus den ersten Seiten des Buches über die Hauptperson Kim. Schnell wird klar, dass die Aufzeichnung von Bewegungsdaten nicht nur der Verbesserung, sondern auch sehr stark der Kontrolle dient. Er erzählt, wie er zur Idee gekommen ist, dieses Buch zu schreiben. Ein chinesischer Freund gerät in Panik, als sich sein Handy nicht aufladen lässt, durch das er permanent überwacht wird. Ist er nicht on, drohen ihm Repressalien. Bei uns ist es in dieser Dimension (noch) undenkbar, aber im weiteren Gespräch macht Theisen deutlich, dass vor 25 Jahren auch niemand ein Handy weder hatte noch wollte, heute aber fast keiner mehr ohne dieses Gerät lebt.
Wie sich die Schülerinnen und Schüler fühlen würden, wenn es überall Kameras wie in China gäbe. „Keine Privatsphäre mehr“, „das geht zu weit“, „es gäbe kein Mobbing mehr“, „Streit könnte schneller gelöst werden“ waren die gegensätzlichen Argumente. Manfred Theisen macht deutlich, dass es immer um Sicherheit gegenüber Freiheit geht. Immer wieder konfrontiert er die beiden Klassen mit Dingen aus seinem Roman und zeigt Bilder über den Beamer, die es davon schon gibt: den implantierten Chip bei Affen, die das Pong-Spiel von Elon Musk schließlich nur mit ihren Gedanken spielen oder die Stirnbänder bei chinesischen Schülerinnen und Schülern, die sowohl den Lehrern wie auch sofort den Eltern aufs Handy rückmelden, wie es ihren Kindern geht.
Ist das unsere Zukunft? Im Buch geht es auch darum, dass alle gleicher werden, gleich denken, aber am Ende dann doch zu mehr Individualität zurückfinden.
Das sei seine große Hoffnung, so Theisen. Dass es immer noch Menschen gibt, die sich nicht dem Gruppendruck beugen, sondern die Geschichten erzählen. Große Veränderungen in der Weltgeschichte beruhen immer auf Geschichten wie dem Alten oder Neuen Testament oder dem Koran, so seine These. Die gilt es zu erfinden und zu verbreiten.
Die Schülerinnen und Schüler hörten interessiert zu und konnten Manfred Theisens Gedankenreise gut folgen. Das Buch „Der Chip“ wurde von unserer Bibliothekarin Frau Gömmel als Klassensatz angeschafft und wird bereits von der 10aM gelesen. Das Gesicht des Autors und die vielen gewinnbringenden Hintergrundinformationen werden die Klassen bei der weiteren Lektüre bestimmt begleiten.
Text und Bilder: Irvie Kellmann