Wir erstellen zusammen eine großformatige Collage (Oktober – November 2023)

Zum Beginn des Projekts der Schüler*innen der 9M-Kunstgruppe begleitet von der Lehrerin Irvie Kellmann und der Schwabacher Collagenkünstlerin Roswitha Müller standen im Wesentlichen zwei Fragen:

1. Welche Themen bestimmen denn die Identität eines Menschen? Welche Themen bestimmen meine Identität?  

2. Was ist eigentlich eine Collage?

Frau Müller griff alle Antworten auf und verknüpfte sie mit dem oben genannten Ziel, eine Gesamtcollage aus sehr persönlichen Gestaltungsentwürfen herzustellen. Jede Person hat eine ganz eigene Identität, die von anderen akzeptiert und toleriert werden muss. Sie findet Ausdruck im persönlichen Geschmack, in Vorlieben, in Meinungen und Rückblicken. In vier Doppelstunden wurden aus reichhaltigem Zeitschriften- und Büchermaterial vielfältige Collagen hergestellt. Die Schüler*innen konzentrierten sich auf die Themen Natur und Mensch, Natur und Tiere, Umwelt und Architektur, Natur und Geschichte/Erfindungen, die ganz unterschiedlich und individuell Ausgestaltung fanden.

Zu Beginn einer jeden neuen Doppelstunde wurden die bereits gefertigten Collagen an die Tafel geheftet, beschrieben und nach dem „Sinn“ gesucht. Die Schüler*innen wussten immer ganz genau, was sie mit ihrer Arbeit aussagen wollten.

Eine Collage wird nicht auf Papier geklebt, sondern man reißt die gewünschten Bilder, Motive, Überschriften, Textfragmente aus oder schneidet sie passend zu, kombiniert sie zu der intendierten Aussage, die dem eigenen Lebensgefühl am nähesten kommt und fügt sie mit Klebestift an den Rändern aneinander oder hinterlegt ein Motiv und lässt es so aus dem Bild „herauswachsen“. Diese Komposition erhält den größten Ausdruck, wenn mit Gegensätzen gearbeitet wird. Frau Müller zeigte zu Beginn mehrere ihrer Arbeiten zur Veranschaulichung. Man verwendet unterschiedliche Farben, verschiedene Größen, verkehrte Richtungen und lässt schon mal das Gras vom Himmel wachsen. Vögel haben in ihren Schnäbeln plötzlich Menschen sitzen, Kakteen wachsen im Schlossgarten, der Wolf dringt in Städte ein, weil sein Lebensraum geraubt wurde, um nur einige Beispiele zu nennen. Sind Flüchtlinge Angel? – so hatte ein Schüler seine Collage benannt.

Was auf den ersten Blick als zusammengefügtes Chaos erscheint, erschließt sich dem Betrachter erst durch genaueres Hinsehen und gibt so Zeit und Raum für eigene Gedanken und Meinungen.

Die großformatige Collage (2,70 x 5,70 m) wurde im Übergang zwischen Neu- und Altbau der Karl-Dehm-Mittelschule professionell fotografiert, auf ein Banner gedruckt und für alle gut sichtbar dort aufgehängt. Immer wieder bleiben Schüler*innen aller Jahrgangsstufen 5 – 10 davor stehen, entdecken Neues, Ungewohntes, auch Lustiges. Die Urheber der Collage sind natürlich sehr stolz, dass gerade ihre Kreationen in dieser Weise gewürdigt werden und dauerhaft an der Schule bleiben, auch wenn sie diese in zwei Jahren verlassen. Nur zusammen kann Großes entstehen – Großes, das sich aus den unterschiedlichsten Meinungen und Geschmäckern zusammensetzt und das in Vielfalt und Toleranz viel stärker wirkt als alles, was der Einzelne alleine hervorzubringen vermag. Das so intendierte Ziel dieser besonderen Kunststunden wurde nach Meinung aller Beteiligten voll und ganz erreicht. Gerade als Schule mit dem Prädikat „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ findet auch unsere Schulleiterin dieses Projekt wahnsinnig wichtig und gewinnbringend. Sie freut sich über diesen „etwas anderen Unterricht“ und sieht ihn als einen richtigen Schritt sowie als Chance in unserer Erziehungsarbeit an, um unsere Jugendlichen zu sensibilisieren und hoffentlich in eine Zukunft mit mehr Toleranz und gegenseitigem Verständnis gerade in der aktuellen Zeit zu lenken.

Nur durch die großzügige Unterstützung des Fonds „Stiftung Bildung“ und des Fördervereins der Karl-Dehm-Mittelschule Schwabach konnte dieses Projekt verwirklicht werden. Wir danken dafür ganz ausdrücklich, genauso wie der Künstlerin Roswitha Müller, die durch ihre Gesamtidee, ihre Kreativität, Expertise und unermüdliche und geduldige Anleitung und Begleitung der Schüler*innen dieses Projekt und seine Realisierung erst möglich machte.

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Text: Irvie Kellmann, Fotos: Roswitha Müller, Robert Frank, Irvie Kellmann, Jan Bäcker